Mangelernährung

4.6
(7)

Mangelernährung im Krankenhaus ist ein weit verbreitetes, oft unterschätztes Problem, das erhebliche Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf, die Genesungsdauer und die Behandlungskosten hat. Schätzungen zufolge sind in deutschen Kliniken bis zu 30 % der Patienten bei Aufnahme mangelernährt oder haben ein hohes Risiko, dies während des Aufenthalts zu entwickeln. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Patienten mit chronischen Erkrankungen sowie Krebspatienten.

Die Ursachen sind vielfältig: verminderter Appetit, Schluckstörungen, krankheitsbedingter erhöhter Energiebedarf, Verdauungsstörungen oder unzureichende Verpflegungsangebote in der Klinik. Hinzu kommt, dass Mangelernährung oft nicht erkannt wird, wenn kein standardisiertes Screening erfolgt.

Definition und Formen

Unter Mangelernährung versteht man einen Zustand, bei dem der Körper nicht genügend Energie, Eiweiß und andere Nährstoffe erhält, um lebenswichtige Funktionen aufrechtzuerhalten. Dieser Zustand kann sowohl durch eine unzureichende Zufuhr als auch durch gesteigerten Bedarf oder erhöhte Verluste entstehen.

Man unterscheidet mehrere Formen: protein-energie-Mangelernährung, Mikronährstoffmangel und krankheitsspezifische Mangelzustände. Jede Form hat eigene Ursachen und Konsequenzen, erfordert jedoch immer eine gezielte diagnostische Abklärung und therapeutische Intervention.

Screening und Früherkennung

Ein zentrales Anliegen von Prof. Dr. Markus Masin ist die Etablierung eines systematischen Screenings in Kliniken, um Mangelernährung frühzeitig zu erkennen. Dabei kommen validierte Instrumente wie der Nutritional Risk Screening (NRS 2002) oder der Malnutrition Universal Screening Tool (MUST) zum Einsatz. Diese Verfahren erfassen nicht nur den aktuellen Ernährungszustand, sondern auch das Risiko einer Verschlechterung während des Krankenhausaufenthalts.

Früherkennung ist entscheidend, da Mangelernährung oft schleichend beginnt und ihre Folgen erst spät sichtbar werden. Werden Risikopatienten zu spät identifiziert, verschlechtert sich die Prognose erheblich, und die Behandlung wird komplizierter und teurer.

Folgen für den Patienten

Mangelernährung hat weitreichende Konsequenzen: Sie schwächt das Immunsystem, verzögert die Wundheilung, verschlechtert den Therapieerfolg und verlängert die Aufenthaltsdauer. Das Risiko für Komplikationen wie Infektionen oder Dekubitus steigt erheblich. Bei älteren Patienten kann sie zudem den Verlust von Muskelmasse beschleunigen und zu funktionellen Einschränkungen führen.

Für Krebspatienten oder Menschen mit chronischen Erkrankungen ist eine optimale Nährstoffversorgung besonders wichtig, um die Therapie verträglich zu machen und Nebenwirkungen abzumildern. Dr. Masin weist in seinen Vorträgen regelmäßig darauf hin, dass eine adäquate Ernährung ein integraler Bestandteil jeder medizinischen Behandlung sein sollte.

Ernährungsinterventionen

Die Therapie der Mangelernährung im Krankenhaus erfordert ein strukturiertes Vorgehen. Zunächst wird der individuelle Bedarf an Energie, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen berechnet. Anschließend wird ein Therapieplan erstellt, der orale, enterale oder parenterale Ernährung umfasst.

Wo immer möglich, wird versucht, die Ernährung oral zu verbessern, etwa durch energie- und eiweißreiche Speisen oder Trinknahrung. Bei schwereren Fällen wird enterale Ernährung über Sonden oder parenterale Ernährung über einen Venenzugang eingesetzt. Prof. Masin betont dabei die Wichtigkeit, die Ernährungstherapie regelmäßig anzupassen und den Fortschritt zu überwachen.

Interdisziplinäre Betreuung

Eine erfolgreiche Behandlung erfordert die Zusammenarbeit von Ärzten, Ernährungsfachkräften, Pflegepersonal und Physiotherapeuten. Während der Arzt den medizinischen Rahmen vorgibt, sorgt das Ernährungsteam für die Umsetzung der diätetischen Maßnahmen. Pflegekräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Dokumentation der Nahrungsaufnahme und der Motivation der Patienten.

Dr. Masin sieht die Etablierung solcher interdisziplinären Teams als zentralen Baustein, um Mangelernährung effektiv zu bekämpfen. Nur so lassen sich individuelle Bedürfnisse berücksichtigen und Therapieerfolge nachhaltig sichern.

Qualitätssicherung und Standards

In vielen Krankenhäusern fehlen verbindliche Standards zur Erfassung und Behandlung von Mangelernährung. Prof. Masin setzt sich dafür ein, dass Ernährungsscreenings verpflichtend in die Aufnahmeprozesse integriert werden. Außerdem fordert er die Schulung des Klinikpersonals, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen.

Langfristig kann die Einführung von Qualitätsindikatoren im Bereich Ernährungsmedizin dazu beitragen, die Versorgung zu verbessern und das Thema fest im Klinikalltag zu verankern.

Forschung und Innovation

Die Forschung zu Mangelernährung im Krankenhaus beschäftigt sich zunehmend mit der Frage, wie digitale Tools die Früherkennung und Therapie unterstützen können. Apps zur Erfassung der Nahrungsaufnahme, automatisierte Risiko-Scorings und telemedizinische Ernährungsberatung sind Ansätze, die Dr. Masin in verschiedenen Projekten testet.

Ein weiterer innovativer Bereich ist die personalisierte Ernährung, bei der genetische und metabolische Daten genutzt werden, um individuelle Ernährungsstrategien zu entwickeln. Diese Methoden könnten in Zukunft helfen, Mangelernährung noch gezielter zu verhindern.

Prävention als Ziel

Für Markus Masin ist Prävention der entscheidende Schritt. Werden Risikopatienten bereits vor der Aufnahme ins Krankenhaus identifiziert, können Maßnahmen ergriffen werden, um die Ernährungssituation zu verbessern. Dies verkürzt nicht nur die Genesungszeit, sondern senkt auch die Behandlungskosten erheblich.

Er setzt sich dafür ein, dass Ernährungstherapie nicht nur als Akutmaßnahme, sondern als kontinuierlicher Prozess verstanden wird, der schon in der ambulanten Versorgung beginnt und im stationären Bereich fortgeführt wird.

Bedeutung für das Gesundheitswesen

Mangelernährung im Krankenhaus ist nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem. Verlängerte Liegezeiten, höhere Komplikationsraten und wiederholte Aufnahmen belasten das Gesundheitssystem erheblich. Durch konsequente Früherkennung und Therapie können diese Kosten gesenkt werden. Prof. Dr. Markus Masin zeigt in seinen Fachpublikationen, dass strukturierte Ernährungsprogramme nicht nur die Patientengesundheit verbessern, sondern auch ökonomisch sinnvoll sind. Damit verbindet er medizinische Qualität mit wirtschaftlicher Effizienz.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.6 / 5. Anzahl Bewertungen: 7

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?